Aktive Vohburger beantragen Bürgerbus im Stadtrat
 

Gute Verbindungen von den Ortsteilen nach Vohburg

Insbesondere Verbindungen von Vohburg zum Bahnhof in Rockolding und damit zum ÖPNV

Aktuelles

Öha! Gewerbegebiet Ilmendorf Nord/Geisenfeld

Große Besorgnis entstand vor kurzem in Vohburg, Hartacker, Ilmendorf und Rockolding. Die Heimatzeitung berichtete über einen Grundsatzbeschluss des Geisenfelder Stadtrates, mit einem Projektentwickler zusammen zu arbeiten, um nördlich der Bahnlinie Ingolstadt – Regensburg, angrenzend an das Gewerbegebiet Ilmendorf West, ein neues 20 ha großes Gewerbegebiet vor den Toren Hartackers und Ilmendorfs zu errichten. Nach dem großen Widerstand im Jahr 2014 zum damals geplanten 25 ha großen Gewerbegebiet am selben Ort, mit VW als möglichen Investor und dessen Absage, wurden die Bürger der betroffenen Gebiete nunmehr zum zweiten Mal ungefragt vor vollendete Tatsachen gestellt.  Überraschend, mehr noch Vertrauen zersetzend auch deshalb, weil den Ilmendorfern versprochen wurde, sie würden nicht mehr zusätzlich zum Bestand der bislang ausgewiesenen Flächen beeinträchtigt. 

Wir Aktive Vohburger haben unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorhabens sofort das Gespräch mit den Verantwortlichen gesucht. Am Mittwoch, 15.Juni 2016 trafen wir uns hierzu im Geisenfelder Rathaus.

Hauptargumente der Geisenfelder Seite waren:

Einnahmensteigerungen durch Gewerbesteuer seien notwendig, um zusätzliche Investitionen Geisenfelds zu finanzieren. Geisenfeld habe kaum vergleichbare Rücklagen wie Vohburg. An anderen geeigneten Standorten verkaufen die Grundstückseigentümer die wesentlichen Flächen nicht. Das Gebiet sei eine Abrundung/Erweiterung der bestehenden Flächen und der Schwerlastverkehr wird über die B 16 angebunden, so dass Ilmendorf nicht belastet werde. 

Wir bestreiten selbstredend nicht das Recht jeder Gemeinde auf Gestaltung/Nutzung der eigenen Flur. Das steht außer Frage. Wir bestreiten auch nicht das Recht jeder Gemeinde auf Gestaltung der Einnahmen des Verwaltungshaushaltes. Auch das steht auch außer Frage.

Doch es ist sehr wohl mehr als fraglich eine weitreichende Grundsatzentscheidung zu treffen und erst hinterher mit den Betroffenen zu sprechen, die die massiven Auswirkungen zu tragen haben. Darüber hinaus weiß inzwischen fast jedes Kind, dass eine der größten Gefahren für Mensch und Natur die zunehmenden Hochwässer aufgrund der fortschreitenden Bodenversiegelung sind.

Um was geht’s inhaltlich konkret?

Den Umriss des geplanten Gewerbegebietes und dessen Einbettung in die nähere Umgebung zeigen die beiden folgenden Grafiken A1 und A2.  Die Geschossflächen- und Grundflächenzahlen von Ilmendorf West ( 1,8 und 0,7) beschreiben, welche maximalen Gebäudekörper/überbaubare Flächen entstehen können. 20 ha Größe und eine Grundflächenzahl von 0,7 besagen, dass maximal 140.000 qm !!! der Gründstücke überbaut werden dürfen. Die Traufhöhen der Gebäude in Ilmendorf-West geben einen Hinweis mit welchen Gebäudekörpern zu rechnen ist: Bis zu 15 m Höhe. Wenn man künftig von Hartacker Richtung Birkenheide fährt, wird man wohl den Eindruck haben, gegen eine Art Wand zu fahren, wie in der „Vorher/Nachher-Betrachtung“ ersichtlich. Sonstige genannte Veränderungen: Die Bahnüberführung wird mittels einer neuen Brücke erfolgen, die bisherige Straße Ilmendorf – Birkenheide wird nach dem Bahnübergang nach Norden verlegt, so dass diese das neue Gewerbegebiet in zwei etwa gleich große Teile aufgliedern würde. Der Schwerlastverkehr soll über die B16 angebunden werden. Der Pendlerverkehr wird auch über die B16 erfolgen, möglicherweise aber auch über Ilmendorf oder Hartacker, je nach Wohnort der Beschäftigten. Da es sich wohl wieder um Logistikansiedelungen handeln wird, können Lärmemissionen in Richtung Ilmendorf, Rockolding und Hartacker erwartet werden, da alle genannte Orte weniger als 1.500 m entfernt sind.

Das Foto zeigt die zu erwartenden Größendimensionen am Beispiel Aldi/Kaufland Ilmendorf West.


Ausmaße und Auffüllung am bisherigen Beispiel

Wer hat nun den Nutzen und wer den Schaden?

Nutznießer des neuen Gewerbegebietes wäre alleine die Stadt Geisenfeld, vor allem über zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen. In welchem Ausmaß ist noch nicht schätzbar, da die Verantwortlichen angabegemäß selbst noch nicht wissen, wer sich letztendlich ansiedelt. Eine Orientierung bieten sicherlich die bestehenden Zahlen der Logistikbetriebe von Aldi und Kaufland, die wir jedoch nicht kennen. Diese dürften eher dürftig sein, wenn man die kommunalen Erfahrungen mit der Gewerbesteuer von Logistikunternehmen berücksichtigt. Meist haben Logistikbetriebe eine kleine Stammbelegschaft, die über Arbeitsplätze mit befristeten Verträgen und Ferienjobs ergänzt wird. Bei Kaufland arbeiten überwiegend osteuropäische „Billiglöhner“ im Lagerbereich. Die Gewerbesteueraufteilung erfolgt bei Konzernbetrieben in der Regel über die Lohn- und Gehaltssumme, die hier jedoch nicht hoch sein dürfte, da die Mehrzahl der Arbeitsplätze eher gering entlohnt wird. Nutznießer wäre nach Angaben der Stadt Geisenfeld auch der Arbeitsmarkt. Doch in Zeiten langjähriger regionaler Vollbeschäftigung kann das nicht überzeugen.


Nahbetrachtung Gewerbegebiet Geisenfeld/Ilmendorf Nord mit möglichen Neuerungen

Der zu erwartende Schaden für die Menschen in Ilmendorf, Rockolding, Hartacker und Vohburg wäre jedoch beträchtlich:

Verlust des einzigen noch existenten Naherholungsgebietes in unmittelbarer Vohburger Umgebung. Wir haben einfach nichts mehr Anderes! Wir sind bereits industriell und mit hochfrequentierten Straßen „umzingelt“, wie auch die Grafik A3 zeigt. Lärmemissionen auch in Nachtzeiten sind zu erwarten. Das Gebiet grenzt im Norden, Westen und Südwesten unmittelbar an Hochwassergebiete an und müsste wohl aufgeschüttet und großflächig versiegelt werden. Welche Folgen dies für den Hochwasserschutz mit sich bringt, kann erahnt werden. Gerade hier sind alle Ilmendorfer und Vohburger sehr hellhörig, da wir schon oft von Katastrophen heimgesucht wurden und im Mündungsbereich der Ilm liegen, deren Einzugsgebiet gerade schon bei Rohrbach/Bruckbach  massiv zusätzlich versiegelt wird. Gerade auch die Bilder der diesjährigen Hochwasserereignisse “stecken uns noch in den Knochen“. Was hat das nun mit unserer Lage zu tun? Die Starkregenhäufungen lassen insbesondere lokale, kleine Gewässer anschwellen und gefährliche Hochwasserscheitel entstehen. Beim letzten Hochwasser der Ilm 2013 haben in Vohburg 17 cm gefehlt und wir wären wieder mal „übergelaufen“, trotz neuestem Hochwasserschutz. Und nun kommen Bruckbach und Ilmendorf-Nord erst noch hinzu! Das bewusste Heraufbeschwören solcher Ereignisse durch ständig neues „Zupflastern“ der Wiesen und Äcker zum möglichen Schaden Vohburgs dürfen wir schlichtweg nicht mehr zulassen. Gegebenfalls müssen alle rechtlichen Mittel dagegen ausgeschöpft werden.


Vorher: Ansicht vom Radweg nach Süden/Birkenheide


Nachher: Ansichtsbeispiel nach Bebauung

Darüber hinaus wäre das Landschaftsbild im Süden Vohburgs unwiederbringlich zerstört und auch das Kleinod Birkenheide stark beeinträchtigt. Dort investieren die Eigentümer gerade in Millionenhöhe in eine neue Gastronomie, die vom idyllischen Umfeld „lebt“. Über den Grundsatzbeschluss werden sie sich bestimmt besonders bedanken.


Gewerbegebiet Geisenfeld/Ilmendorf-Nord – Entfernungen zu den Ortsteilen

Genau in diesem Gebiet gibt es auch Landschaftsverbundflächen, die laut Regionalplan besonders schützenwert sind. Insgesamt sind die Probleme und Auswirkungen relativ „weit weg“ von Geisenfeld. Ein Teilnehmer der Besprechung sagte, er müsse zugeben, „da runter komme er nicht oft“.

Auch wir Vohburger haben Gewerbegebiete (abgesehen von den Industriebetrieben) und werden nach der Hochwasserfreilegung im Rockoldinger Gewerbegebiet, zwischen Stiftl und Höfartsmühle noch das eine oder andere Unternehmen ansiedeln. Dies soll jedoch ausschließlich innerhalb des Korridors Bahnlinie und B16 erfolgen und wurde schon vor ca. 20 Jahren genehmigt. Eine weitere großflächige Versiegelung wie in Ilmendorf Nord schließt sich für uns Aktive Vohburger aus.


Großgewerbe und Industrie bei Vohburg

Fazit und Bewertung

Im Grunde geht’s um reine und radikale Expansion, zum eigenen Vorteil, ohne Rücksicht auf andere! Und das in Zeiten der Vollbeschäftigung und der fast ungezügelten „Erhitzung“ der Immobilienpreise in vielen Kommunen der Region. Wohin sollen wir denn noch wachsen? Der Nutzen in Form zusätzlicher Einnahmen wiegt unseres Erachtens in keinster Weise die negativen Folgen auf. Natur und Mensch werden massiv beeinträchtigt.

In unserer dichtbesiedelten und wirtschaftlich stark genutzten Region, mit Wohlstand, Vollbeschäftigung und noch einigermaßen „gefühlter“ Balance mit der Natur, brauchen wir vor allem qualitatives Wachstum und langfristiges Denken. Gebiete im Gemeindebereich großflächig zu vermarkten, weil der eine oder andere Logistikunternehmer in der Mitte Bayerns einen Standort sucht und weil mancher Landwirt Grundstücke „hergibt“, kann nicht die Lösung sein. Vom Umgang mit Nachbarn und Ortsteilen ganz zu schweigen.

Wir ersuchen daher den Geisenfelder Stadtrat diese Grundsatzentscheidung rückgängig zu machen.

 

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